Archiv Volksentscheid

Religionslehrerprobleme

Auszug aus dem Wortprotokoll der Parlamentsanhörung zu Pro Reli vom 22. Mai 2008

„Zu Ihrer Frage nach den arbeitslosen Religionslehrern: Das ist mir völlig egal."

 

Der Vorsitzende von Pro Reli am 22. Mai 2008 im Berliner Abgeordnetenhaus

Zitate aus dem Wortprotokoll der 24. Sitzung des Ausschusses für Bildung, Jugend und Familie des Abgeordnetenhauses  

Dr. Gerhard Weil (GEW Berlin; Pro Ethik): „Die Verstaatlichung des Religionsunterrichts – nichts anderes ist das – widerspricht der Berliner Tradition seit der Blockadezeit und würde aus der Sicht der GEW sogar Verschlechterungen mit sich bringen. Glauben die Befürworter ernsthaft, dass Ethik dann mit voller Klassenstärke – ich sagte schon, 30 bis 32 Schülerinnen und Schüler – durchgeführt wird, der alternative Religionsunterricht aber weiterhin mit 15er-Frequenzen in der Grundschule und 12er-Frequenzen in der Oberschule – wie bisher – laufen könnte? Was passiert außerdem mit den ca. 700 Katecheten und Katechetinnen, für die das Schulgesetz zurzeit eine Übergangsregelung in § 129 Absatz 4 mit Stichtag vorsieht? Das Schulgesetz stellt in § 13 Absatz 2 jetzt schon höhere Ausbildungsanforderungen nur für den nichtstaatlichen Religionsunterricht.“ (S. 5)

Özcan Mutlu (Grüne): „Es wurde einmal erwähnt, aber ich will es im Detail auf den Punkt bringen: Wir haben im Religions- und Weltanschauungsunterricht Klassenfrequenzen von 12 bis 15 Schülern. Alle Schulen träumen davon, dass sie solche Frequenzen im Regelunterricht hätten, und ich wünschte es mir für die generelle Schule. Aber wenn es ein ordentliches Fach ist, müsste man tatsächlich bis zu 28 Schüler in einer Klasse – bei einem Religionslehrer – unterbringen. Ist dann das, was Sie unter jetzigen Bedingungen an Religions- und Bekenntnisunterricht machen, überhaupt noch möglich? Das ist das eine.

Das andere: Wenn ich die Klassenfrequenzen nahezu verdopple, werden etliche Religionslehrer arbeitslos. Ist Ihnen das bewusst, und wollen Sie das? Herr Dr. Lehmann, ich möchte wissen, ob das in Ihrem Sinne ist. Das ist für mich auch wichtig.“ (S. 13)

OKR Steffen-R. Schultz (Evangelische Kirche): „Die Sorge um die Anstellung der jetzigen Religionslehrkräfte höre ich sehr gern, aber wir würden dann schon sehen, wie sich der Bedarf entwickelt. Bedingungen, z. B. dass der Unterricht unter Umständen in vollen Klassen – im Unterschied zu jetzt – stattfinden würde, wäre eine wichtige Erfahrung, auf die ich gespannt bin. Auf der anderen Seite höre ich, dass auch die Ethik-Lehrkräfte jetzt gern Teilungsstunden hätten, weil die Gruppen für solche Gespräche viel zu groß sind. Insofern sehe ich da nicht das Problem.“ (S. 19)

Dr. Christoph Lehmann (Vorsitzender Pro Reli e. V.): „Zu Ihrer Frage nach den arbeitslosen Religionslehrern: Das ist mir völlig egal. Ich bin kein Gewerkschaftsvertreter und nicht für die Religionslehrer verantwortlich, sondern ich bin hier, weil wir ein gesellschaftspolitisches Anliegen vertreten. Wie die Kirchen das dann hinterher regeln, ist nicht mein Problem. – Es tut mir leid, Herr Schultz, aber das ist die harte Realität.“ (S. 23)

 

Dr. Gerhard Weil (GEW): „Die GEW vertritt eine Vielzahl von Religionslehrkräften – auch in tariflichen Auseinandersetzungen. Die Kirche ist in diesen Auseinandersetzungen oftmals einer der härtesten Arbeitgeber und Gegner, die wir überhaupt haben.“ (S. 23)

 

Auswahl der Zitate: Dr. Gerhard Weil, GEW Berlin - Fundstelle: www.parlament-berlin.de à parlamentarische Materialien à Ausschussprotokolle à Ausschuss für Bildung, Jugend und Familien à Wortprotokoll der Sitzung vom 22. Mai 2008

 

Wortprotokoll der Anhörung
Wer Interesse hat, für den ist dieses gesamte Protokoll eine Fundgrube!
N_-_AH-Anhörung_Wortprotokoll_v._22.05.2
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